Vor 500 Jahren, am 31. Oktober 1517, wurde ein Mann weltbekannt: Martin Luther. Mit seinen 95 Thesen wollte Luther auf die Missstände in der Kirche hinweisen, schlug diese an die Tür der Wittenberger Schlosskirche. Seine Kritik richtete sich an den weit verbreiteten Ablasshandel, mit dem sich Sünder bei der Kirche „freikaufen“ konnten. Der ehemalige Mönch, Theologieprofessor und spätere Reformator, äußerte seine Kritik öffentlich, zeigte seine Ablehnung gegen diesen kirchlich genehmigten Handel und stellte die Kirche sogar als Betrüger dar. Doch der Ablasshandel lief zu gut, bescherte der Kirche reichlich Geld, und so wird Luther letztlich zum Ketzer erklärt. Dennoch lässt sich der Theologe nicht beirren und macht weiter. In seinen Predigen geht er immer wieder auf die Gnade Gottes ein, die jedem auch ohne Ablass zuteilwird.  Die Menschen reagieren begeistert auf die neue Freiheit des Geistes. Doch Luther muss vor der Kirche fliehen, zieht sich auf die Wartburg bei Eisenach zurück. Luther bricht schließlich mit der Kirche, heiratet die geflohene Nonne Katharina von Bora und zeugt mit ihr sechs Kinder. Er übersetzt die Bibel ins Deutsche, zwar nicht als Erster, aber als Wortgewaltigster. Doch Luther hat auch seine dunklen Seiten. Neben der Kirche hetzt der ehemalige Mönch gegen Juden, Muslime, aufständische Bauern und „Hexen“. Seinen Anhängern lebt er kein frommes und enthaltsames Leben vor. Er isst viel, lebt ungesund und trinkt literweise Bier. „Ich esse was mir schmeckt“, soll der leicht übergewichtige Theologe einmal kundgetan haben.

Luther und das Bier

Eines ist mit großer Gewissheit überliefert: Neben der Freude am Essen, liebte der Reformator das Bier. „Wer kein Bier hat, hat nichts zu trinken“, soll er einmal geäußert haben. Auch seine Ehefrau,  Katharina von Bora, war eine „bieraffinierte“ Frau. 1532 erhielt Luther sogar die „Lizenz“ zum Bierbrauen. Als Besitzer des Augustinerklosters, welches ihm 1532 zum Geschenk gemacht wurde, war er nun berechtigt, Bier für den Eigenbedarf zu brauen. Mit dem eigenem Braurecht war es für ihn einfach, an den goldenen Trunk zu gelangen. Dabei warnte Luther in seinen Predigen immer wieder vor der Trunksucht, indem er auch einen zu hohen Bierkonsum anprangerte. Besonders gerne trank Martin Luther übrigens das Einbecker Starkbier „Ainpöckisch“. So soll er sogar einmal gesagt haben: „Der beste Trank, den einer kennt, wird Ainpökisch Bier genennt“.

Der erkrankte Reformator setzte auf Bier gegen seine Beschwerden

Das der einstige Reformator nicht nur wortgewandt, standfest, und lebenslustig war, geht aus seinen eigenen Aufzeichnungen hervor. Hier berichtet Luther immer wieder von Magenbeschwerden, Verstopfungen und Darmproblemen. Doch Martin Luther sah es als Prüfung und Zeichen Gottes an, begab sich nur selten in Behandlung und wenn doch, so erhielt er sämtliche medizinische Eingriffe des damaligen Spätmittelalters. Seine Ärzte rieten zudem zur strengen Diät, doch Luther hörte kaum darauf. Er ließ auch nicht von seinem Lieblingsgetränk ab. Bei besonders starken Verstopfungen trank der Reformator gerne das Naumburgische Bier, da es vermutlich eine leichte abführende Wirkung besaß.

Luther-Biere stehen voll im Kurs

Heute existieren zahlreiche Biersorten auf dem deutschen Markt die sich mit Luther in Verbindung bringen. So produziert die Brauerei Neunspringe in Worbis ein spezielles „Reformationsbier“, „Luther Urtyp“ oder „Martin Luther Reisebier“. Auch die Brauerei Lehner im Zollernalbkreis kreiert im Jubiläumsjahr ein spezielles „Reformations-Bräu“. Doch die Werbestrategie basiert nicht rein auf Martin Luthers Reformation gegen den Ablass oder dessen Vorliebe für ein deftiges Starkbier. Das Unternehmen möchte vielmehr eine eigene Reformation starten, indem es auf die Regionalität ihres Bieres aufmerksam macht. Die Werbebotschaft lautet deshalb: „Unterstützen Sie die heutige Reformation – hin zum Regionalen […]“ Bleibt zuletzt noch das Traditionsbier aus Einbeck- das Ainpöckisch von 1378. Die Brauherren aus der niedersächsischen Kleinstadt haben Luthers Lieblingsbier wieder ins Sortiment aufgenommen. Es ist bis heute ein besonderes Bier, da es leichte Karamell- und Malzaromen aufweist und nach den Vorgaben eines naturtrüben Bockbiers gebraut wird.